Ob am Schreibtisch oder in der Küche, im Patientenzimmer oder im Operationssaal – die richtige Haltung kann hier viel zur Gesundheit beitragen. Die AUVA unterstützt Betriebe dabei, mehr Sicherheit und Gesundheit für die Arbeitsplätze zu erreichen, aber nicht nur das. „Um glaubwürdig zu sein, haben wir das Programm im eigenen Haus gemacht“, sagt Direktorin Marina Pree-Candido.
In mehreren Workshops erklärte Sportwissenschafter Jürgen Seifried den UKH-Mitarbeitern, worauf sie an ihrem Arbeitsplatz achten sollten. „Im OP ging es beispielsweise um schweres Heben, aber auch um Schulter-Nacken-Probleme durch Zwangshaltungen“, erklärt er. In der Küche habe er mit einfachen Mitteln die Schneidbretter erhöht und das richtige Stehen erklärt.
Laut neuesten ergonomischen Erkenntnissen ist nämlich der Parallelstand passé. Es sollte eher ein Bein etwas vor dem anderen stehen, um so das Becken besser zu entlasten und dem Kippeffekt des Beckens aktiv vorzubeugen. „Das sind oft Kleinigkeiten, die aber viel bringen“, sagt der Experte. „Zu Problemen führen meist Zwangshaltungen und einseitige Bewegungsabläufe“, sagt AUVA-Arbeitsmediziner Heinz Schikola. „Hier können technische Hilfsmittel wie stützende Exoskelette, aber auch Veränderungen der Abläufe oder Ausgleichsübungen und Pausen Abhilfe schaffen.“
Zur Bewegung motivieren
Wie aber motiviert man Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu, mehr Bewegung zu machen? „Erinnerungssysteme etwa auf dem Computer-Bildschirm werden immer wieder diskutiert und sind eine Möglichkeit“, sagt Sarah Peherstorfer, Ergonomin bei der AUVA. Sie rät außerdem, beim Telefonieren aufzustehen, an Stehtischen zu arbeiten oder sich im Team zu kurzen Bewegungspausen zu treffen. Wettbewerbe in den Firmen könnten zusätzlich motivieren.
„Es braucht etwa drei Wochen, bis man sich an eine Verhaltensänderung gewohnt hat – zuerst muss man den inneren Schweinehund überwinden, erst dann wird es leichter“, sagt Seifried. Der Experte betont auch, dass es nicht ausreiche, nur am Arbeitsplatz zu turnen. „Der Ausgleich zwischen Anspannung und Erholung ist auch zu Hause wichtig.“ Es brauche eine Abwechslung der Bewegungsarten, man sollte den Körper immer wieder aufrichten.
Aktiv gegen Verspannungen
Schmerzhafte Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich finden sich in vielen Berufsgruppen. „Deshalb sind Sportarten wie Klettern oder Rudern ideal, auch Schwimmen kann sich positiv auswirken“, erklärt der Sportwissenschafter. Wer nichts gegen die Verspannungen unternimmt, muss mit langfristigen Problemen rechnen: Kopfschmerzen, Migräne, Schlafschwierigkeiten, Augenleiden, Tinnitus, Schwindel, Abnutzung in den Gelenken und Bandscheibenvorfälle sind laut Experten mögliche Folgen.
Gesunde Tipps für Ihren Arbeitsplatz
Gesunde Arbeitsplätze fördern die Zufriedenheit und Produktivität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die AUVA-Experten geben Tipps für die Praxis:
Pausen: Mehrere kurze Pausen sind besser als eine lange. Ansprechend gestaltete Pausenräume haben nicht nur Auswirkung auf die Gesundheit, sie verbessern auch die Kommunikation.
Maße am Arbeitsplatz: Arbeiten an einem Arbeitsplatz unterschiedlich große Personen oder werden verschiedene Tätigkeiten ausgeführt, sollte die Arbeitsfläche höhenverstellbar sein.
Ausgleichsübungen: Bewegung so oft wie möglich in den Arbeitsalltag einbauen. Besonders wichtig dabei: Den Körper immer wieder aufrichten. Wenn es zum betrieblichen Kontext passt, könnte man sich auch in Gruppen zu kurzen Bewegungseinheiten treffen.
Bei sitzender Tätigkeit: Öfter aufstehen, im Stehen telefonieren, Drucker weiter entfernt aufstellen.
Bildschirmarbeitsplätze einrichten: Keine störenden Reflexionen, die oberste Informationszeile darf nicht über Augenhöhe liegen, Sehabstand zum Bildschirm: 50 bis 75 cm, Handballenauflage für die Tastatur wird empfohlen.
Beim Heben von Lasten: Knie gebeugt, Rücken gerade halten. Die Lasten möglichst nah am Körper heben, nie ruckartig heben oder aufsetzen.
Richtig stehen: Im Ausfallschritt, um das Becken zu entlasten.
Quelle: OÖNachrichten (nachrichten.at)
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Bericht