Unsere Familie hat eine sehr starke Affinität zu allem, was Sport betrifft.“ Mit dieser Aussage beantwortet DI Walther Wessiak jun., Leiter der Grazer Dipl-Ing. F. Robier Baugesellschaft mbH, die Frage, warum seine Baufirma bereits drei „Baufit“-Projekte umgesetzt hat und heuer das vierte Projekt starten will. Sein Vater, DI Walther Wessiak sen., hat es immerhin geschafft, in acht verschiedenen Sportarten an Weltmeisterschaften teilzunehmen. Er saß als Beifahrer im berühmten Rallye-Käfer von Porsche Salzburg Anfang der 1970er-Jahre, war Triathlet oder Teilnehmer bei Ultra-Radmarathons. Die sportliche Neigung hat sein Sohn offensichtlich von ihm geerbt. Der heute 40-jährige DI Walther Wessiak jun. war in seiner Jugend Leistungsschwimmer, beteiligte sich ebenfalls an Triathlon-Wettbewerben und fährt heute wettkampfmäßig Enduro-Motorrad. Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass sich Walther Wessiak jun. im Rahmen des steirischen Gesundheitspreises „Fit im Job“ von Beginn an engagierte und dass AUVA-Berater Mag. Jürgen Seifried mit der damals neu gegründeten Aktion „Baufit“ bei Robier offene Türen vorfand.
Mit „Baufit“ bei Lehrlingen gestartet
Im Zentrum von „Baufit“ stehen Trainingsprogramme für verschiedene Arbeiten im Bau- und Baunebengewerbe. Ziel ist es, den Arbeitern zunächst zu demonstrieren, wie man durch einfache Verhaltensänderungen möglichst effizient und den Bewegungsapparat schonend Arbeitsgänge ausführt und wie man durch gezielte Ausgleichsübungen körperliche Belastungen reduzieren sowie spätere Langzeitfolgen vermeiden kann. Natürlich ist es hierfür notwendig, den Ist-Zustand zu erheben und beispielsweise Muskelfunktionstests durchzuführen. Diese brachten bei den Lehrlingen der F. Robier Baugesellschaft mbH ein überraschendes und ernüchterndes Ergebnis: „Als wir begonnen haben, unsere Lehrlinge zu untersuchen, mussten wir feststellen, dass 100 Prozent der Lehrlinge körperlich nicht geeignet für den Beruf des Maurers waren“, erinnert sich Walther Wessiak jun., um harte Kritik am Schulsystem zu üben: „Viele Schulabgänger weisen nicht nur große Wissensdefizite auf, sie werden auch körperlich in keiner Weise richtig ausgebildet. Beginnend mit dem Kindergarten verlernt der Mensch so zu heben, dass er seinen Organismus möglichst wenig beansprucht. Im Kleinkindalter macht er es noch instinktiv richtig.“ Wessiak macht sich daher für Veränderungen im Kindergarten- und Schulsystem stark. Dass richtig umgesetzes Training durchaus zu Veränderungen führen kann, beweist Wessiak anhand konkreter Ergebnisse aus der Vergangenheit: „Nach einem Jahr waren nur mehr 75 Prozent unserer Lehrlinge körperlich ungeeignet, nach zwei Jahren nur mehr die Hälfte.“
Heute, so DI Walther Wessiak jun., habe sich die Situation bei den Schulabgängern zwar nicht verbessert, den jungen Menschen werde im Rahmen der trialen Ausbildung im Baugewerbe (Lehrherr, Berufsschule, Lehrbauhof) aber intensiver vermittelt, wie man seinen Körper auch in manuellen Berufen möglichst wenig belasten kann: Seit 2004 ist die AUVA-Initiative „Baufit“ fester Bestandteil in allen Bauakademien: Sowohl theoretisch als auch praktisch werden die angehenden Facharbeiter darin unterwiesen, wie man richtig hebt und trägt, und dafür sensibilisiert, vorhandene Hilfsmittel regelmäßig und effizient einzusetzen.
Bauarbeiten als Herausforderung an den Körper
Bei Robier stehen alle Hilfsmittel zur Verfügung, können oft jedoch gar nicht zum Einsatz kommen, wie DI Wessiak mit einem Blick auf die Struktur des Unternehmens erläutert: Robier wickelt mit 45 gewerblichen Bauarbeitern pro Jahr etwa 600 Baustellen ab. Man ist unter anderem auf kleinere Reparatur- oder Umbaumaßnahmen im privaten Wohnungsbereich spezialisiert, die oft in kurzer Zeit erledigt sind. Die Installation technischer Hilfsmittel ist da oft nicht möglich. „Wenn wir ein kleines Bauprojekt im vierten Stock eines Wohnhauses abwickeln und kein Lift vorhanden ist, bleibt oftmals nichts anderes übrig, als das Baumaterial händisch zur Baustelle nach oben zur tragen“, erläutert DI Wessiak. Vor diesem Hintergrund verwundert es auch nicht, wenn Untersuchungen zufolge ein Maurer täglich im Schnitt zwischen sechs und acht Tonnen Last hebt. „Und da macht es natürlich einen großen Unterschied, ob er diese Lasten richtig oder falsch hebt. Im jugendlichen Alter wird er es vielleicht noch nicht merken, aber je älter er wird, umso mehr rächen sich die in der Jugend gemachten Fehler.“
Neben dem Heben und Tragen gilt es die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Baugewerbe aber auch für andere körperliche Belastungen zu sensibilisieren: Bei Verputztätigkeiten und verschiedenen anderen Arbeiten müssen Maurer oftmals eine „ungesunde“ Körperhaltung einnehmen, die schnell zu einer erhöhten Belastung führen kann. Robier hat beispielsweise vor drei Jahren ein Pflaster-Unternehmen erworben und in die Firmengruppe integriert. Es ist offensichtlich, dass Pflasterer mit ihrer meist hockenden Tätigkeit und dem schweren Material, das verlegt wird, ebenfalls einer besonderen körperlichen Belastung ausgesetzt sind.
Das vierte „Baufit“-Projekt beginnt in Kürze
Bei der F. Robier Baugesellschaft mbH ist man vom Erfolg der AUVA-Aktion „Baufit“ überzeugt. Im heurigen Jahr wird man erneut ein „Baufit“-Projekt – bereits das vierte – durchführen. Die Betreuung des Projekts obliegt wiederum dem AUVA-Partner Mag. Jürgen Seifried (www.fital.at). Seifried ist gelernter Tischler, hat nach positiv abgelegter Berufsreifeprüfung ein Studium der Sportwissenschaften absolviert und ist sehr erfolgreich als „Baufit“-Trainer tätig. „Mag. Seifried versteht es mit dem Hintergrund seiner abgeschlossenen Tischlerlehre, die Sprache der Arbeiter zu sprechen und ihnen den positiven Nutzen der ,Baufit‘-Aktion vor Augen zu führen“, analysiert DI Wessiak.
Neues Image für den Maurer
Bei Robier sieht man das „Baufit“-Projekt auch als einen Baustein zur Hebung des Images des Maurerberufs. „Der Maurer ist heute deutlich mehr als ein Ziegelstapler“, betont DI Wessiak immer wieder. „Neben hohem fachlichen Wissen sind speziell in unserem Unternehmen auch viele Soft Skills gefordert. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen bei vielen Baustellen mit dem Kunden kommunizieren, sie arbeiten in den Wohnungen der Auftraggeber, was insgesamt eine andere Art des Umgangs mit der Baustelle erfordert.“
Zum neuen Image des Maurers tragen auch die möglichen Aufstiegsschancen bei: Nach erfolgreichem Abschluss der Lehre stehen viele Möglichkeiten offen, sei es die Berufsreifeprüfung mit späterer Möglichkeit eines Universitätsstudiums, seien es fachspezifische Karrieremöglichkeiten über den Polier bis zum Bauleiter. Und in diesen Positionen ist nicht nur das Wissen um richtige Bewegung zur Erhaltung der Gesundheit wichtig. Es braucht auch die Erfahrung einer ausgewogenen Ernährung, vorteilhaft sind weiters arbeits- und organisationspsychologische Kenntnisse. All das wird den Arbeitern auch in den Varianten „Baufit Classic“ und „Baufit Professional“ vermittelt. Damit „Baufit“ bei künftigen Lehrlingen der Firmengruppe rund um F. Robier auf einem hohen Niveau ansetzen kann, veranstaltete das Unternehmen im Februar 2012 das erste Bau-Casting Südösterreichs: 18 Lehrlinge, die sich in einer Online-Vorausscheidung qualifiziert hatten, traten beim „Superlehrling“ in sechs verschiedenen Disziplinen an, um eine der sechs ausgeschriebenen Lehrstellen (Maurer, Pflasterer, Brunnen- und Grundbauer) zu erhalten. Zu den Disziplinen, die im Rahmen des Castings abgetestet wurden, zählte unter anderem auch ein Sportmotorik-Test.
Wolfgang Hawlik
AUVA-Hauptstelle
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Bis zu acht Tonnen Material muss ein Maurer pro Tag heben und manipulieren. Tut er dies richtig und macht er regelmäßig Ausgleichsübungen, so kann er seinen Körper trotz der hohen Belastungen gesund erhalten und mögliche Spätfolgen vermeiden. Dies ist der Hintergrund des AUVA-Projekts „Baufit“, das unter anderem sehr erfolgreich beim Grazer Baudienstleister F. Robier eingesetzt wird.
Quelle: http://www.sicherearbeit.at